Donnerstag, 20. Oktober 2011

[Rezension] Die Messertänzerin von Susanne Rauchhaus



Inhalt:
Divya wird als Kind verkauft und wächst als Dienerin an einer Mädchenschule in der Stadt Pandrea, mitten im Wilden Land auf. Eine rätselhafte Prophezeiung lässt sie aber daran glauben, dass sie nicht immer zur untersten Kaste gehören wird – wenn sie bereit ist zu lernen und zu kämpfen. Eines Tages tritt der düstere Wächter Tajan in ihr Leben, und sie ergreift ihre Chance. Heimlich lernt sie zu kämpfen wie ein Mann – und zu tanzen wie eine Frau. Als sie einen Mordauftrag bekommt, muss sie eine Entscheidung treffen. Und damit macht sie sich den Mann, den sie liebt, zu ihrem erbittertsten Feind.

[Quelle: ueberreuter.at]



Die Geschichte der Messertänzerin dreht sich um das Mädchen Divya. Sie beginnt als sie gerade zwölf ist und endet als Divya schließlich etwa 18 ist. Denn Divya ist eigentlich eine Dienerin. Doch sie will mehr. Sie will tanzen lernen. So schleicht sie sich zwar heimlich durch die Dienstbotengänge der Schule für höhere Töchter und lernt eifrig mit, sofern es ihre Zeit erlaubt, aber doch muss sie ihrem Schicksal in die Augen blicken: Sie ist und bleibt eine Dienerin - das macht ihr die Schulvorsteherin unmissverständlich klar.
Doch mit einem kleinen Schubs erwachen Divyas Lebensgeister wieder. Sie gibt nicht auf, lernt fleißig weiter tanzen und trifft so eines nachts auf den Sujim Tajan, der einen Einbrecher (in die Schule) verfolgt. Von ihm lernt sie, wie man mit Messern umgeht...

Zuerst einmal das 'förmliche': Die Geschichte wird aus Divyas Sicht erzählt, mit Ausnahme des ersten "Kapitels". Denn dieses wird aus Jolissas Sicht geschildert und gibt einen kurzen Augenblick der Zukunft wider. Die Kapitel tragen keine 'richtigen' Kapitelnamen oder -nummern. Es sind vielmehr einzelne Schlagworte, um die sich der jeweilige Abschnitt dreht, bzw. dort wieder auftauchen.
Rauchhaus' Schreibstil war... mit einem Wort? Phantastisch. Ich habe schon lange kein Buch mehr mit so viel Spannung gelesen wie Die Messertänzerin. Der Stil ist leicht, fluffig, einschleichend (wie Divya selbst) und weiß den Leser zu fesseln - mit tausend Knoten, unentrinnbar. So fand ich es auch nicht schlimm, dass die einzelnen Kapitel an sich zwar etwas lang waren. Aber ich habe so schnell gelesen, dass es mich in keinster Weise gestört hat. Richtig festgesaugt und hineingesaugt hat mich Divyas Geschichte.
Die Geschichte lebt von und mit Divya. Eigentlich logisch. Divya, die schwarzhaarige Dienerin, die einfach mehr kann und will, ist ein sehr starker Charakter. Sie lässt sich so leicht nicht unterbuttern, hat aber trotzdem ein gewisses Feingefühl. Ich habe sie vom ersten Moment an gemocht und hatte nie das Gefühl, dass ihr Verhalten auch nur ansatzweise aufgesetzt war (oder wirkte). Sie ist einfach ein faszinierender Charakter mit vielen Facetten, aber eben auch kleinen Kanten, was sie echter, lebendiger erscheinen lässt.
Tajan hingegen ist etwas undurchsichtig, undurchschaubar. Man ahnt beim Lesen das ein oder andere, aber wirklich bestätigt wird es nicht - manches erst später, bei manchem führt der - fast ein bisschen düstere und ein klein bisschen launische - Sujim den Leser auch ein bisschen hinters Licht. Trotzdem mochte ich ihn auch irgendwie. Wobei man aber sagen und zugeben muss, dass er unter Divya einfach ein bisschen an Bedeutung und Glanz verliert und einbüßt. Denn in dieser Geschichte steht nun mal eine starke, junge Frau mit einem unglaublichen Durchsetzungsvermögen und Geduld und Beharrlichkeit im Vordergrund. Die eben auch ihren ganz eigenen Kopf hat.
Beim Lesen stellt man ja auch ein paar Vermutungen an, worauf dieses und jenes hinausläuft. Als 'alter Hase' meint man ja schon so einiges zu kennen und vorherzusehen. Denkste. Manches wird nur vereinzelt bestätigt. Die Wendungen sind (fast alle) überraschend und nicht ganz so wie man denkt - vor allem nicht auf den ersten Blick. Das macht die Geschichte unheimlich spannend. Im Nachhinein, als ich die Geschehnisse rekapituliert habe, habe ich mich doch gefragt, ob es nicht ein bisschen schnell ging. Wären diese Geschehnisse tatsächlich so möglich - "auf die Schnelle"? Trotzdem empfinde/empfand ich es nicht als unglaubwürdig. Denn beim Lesen hatte ich das Gefühl, dass sich die Geschichte in genau dem richtigen Tempo aufbaut. Ich hatte das Gefühl, dass es viel länger dauert als es wohl tatsächlich der Fall war. Trotzdem bin ich, und ich werde nicht müde das zu erwähnen, nur so durch die Seiten und das Buch geflogen. Ich wollte Die Messertänzerin kaum aus der Hand legen und hätte sie beinahe in einem Rutsch durchgelesen.
Susanne Rauchhaus hat wirklich eine brilliant durchdachte Welt mit einem mächtigen Gegenspieler geschaffen. Der Widersacher gewinnt nur langsam an Form, wird nur schrittchenweise greifbar. Dabei sollte man bedenken, dass Divya etwa über die Hälfte des Buches eher abgeschieden und nur in der Schule für hohe Töchter lebt und nichts von der Außenwelt, der Stadt Pandrea und ihren Bewohnern mitbekommt. So ist wohl in erster Linie ihre Stellung ihr erster 'Gegenspieler', während eben der wahre 'Bösewicht' erst viel später "richtig" in die Geschichte eingeführt wird.
Ich konnte gut mit Divya mitfühlen, auch wenn ich vielleicht nicht alle ihre Äußerungen nachvollziehen konnte. Auch die teilweise etwas exotischen Namen und Bezeichnungen (zum Beispiel "Sujim") stellten keine Probleme dar. Denn die werden beinahe beiläufig erklärt und man erhält das Gefühl, dass man das ja eigentlich immer schon wusste. Zwischen Tajan und Divya gibt es schon ein gewisses Hin und Her. Ich könnte mir vorstellen, dass es für einige zu viel wäre. Aber wenn man sich Divyas (starken! sturen! unabhängigen!) Charakter näher betrachtet, fand ich es durchaus passend. Mich hat das überhaupt nicht gestört - im Gegenteil. Wäre Divya zu leicht von Tajan eingenommen worden, hätte ich es als unglaubwürdig empfunden.

Kurz: Bezaubernd, verführerisch, aufrührend und spannend bis zum letzten Buchstaben!



Weitere Informationen:
Trailer
Verlag: Ueberreuter
gebunden
Seiten: 367
ISBN: 978-3-8000-5603-3
Preis: [D] 14,95 €


Zitat von Tajan:
"Und alles, was ich bin, möchte ich mit dir sein" - Seite 297

2 Kommentare:

  1. Das Buch steht bei mir auch noch im Regal und will gelesen werden. Aber wenn du schon 5 Sterne vergibst, dann bezweifle ich ja, dass es mir nicht gefallen könnte und setzte es auf meiner Leseliste wenigstens mal etwas höher...

    AntwortenLöschen
  2. Hihi, ich muss sagen die ersten Seiten hab ich wirklich gedacht: "Und davon sind alle ECHT so begeistert?" Aber der Virus hatte mich dann schnell gepackt und so in Divyas Geschichte gezogen... *tsstsstss*
    Mach das auf jeden Fall! ;-)

    AntwortenLöschen

Ich freue mich über jeden Kommentar. Lasst euren Fingern einfach freien Lauf und schreibt, was euch zum Beitrag einfällt. ;-)
Ich versuche stets auf jeden Kommentar zu antworten.