Donnerstag, 24. November 2011

[Rezension] Delirium von Lauren Oliver

1. Band


Inhalt:
Früher, in den dunklen Zeiten, wussten die Leute nicht, dass die Liebe tödlich ist. Sie strebten sogar danach, sich zu verlieben. Heute und in Lenas Welt ist Amor Deliria Nervosa als schlimme Krankheit identifiziert worden. Doch die Wissenschaftler haben ein Mittel dagegen gefunden. Auch Lena steht dieser kleine Eingriff bevor, kurz vor ihrem 18. Geburtstag. Danach wird sie geheilt sein. Sie wird sich nicht verlieben. Niemals.
Aber dann lernt sie Alex kennen. Und kann einfach nicht mehr glauben, dass das, was sie in seiner Anwesenheit spürt, schlecht sein soll.

[Quelle: carlsen.de]



In Lenas Zeit gibt es eine fürchterliche Krankheit: Die Amor deliria nervosa. Doch glücklicherweise ist sie heilbar. Alle jungen Menschen werden mit 18 operiert und sind dann vor den Gefahren der Deliria geschützt. Denn die Deliria kann zum Tod führen... Die Deliria lässt Menschen Liebe empfinden.
Lena ist durch ihre Familiengeschichte sehr erpicht auf den Eingriff. Sie freut sich darauf endlich 'geheilt' zu werden, ihren perfekten Partner zu bekommen und ein sorgloses Leben zu führen. Nichts fürchtet Lena mehr als die Deliria. Doch kurz vor dem Eingriff begegnet sie Alex. Und auch ihre beste Freundin Hana benimmt sich plötzlich seltsam. Sie geht auf 'heimliche' Parties und hinterfragt das System.
Erst stellt sich Lena noch dagegen, will nicht auffallen, doch dann...

Der erste Band der Amor-Reihe.
Lauren Oliver besticht hier mit einem langsamen und sehr poetischem Erzählstil. So wird man auf leichten, schönen Worten durch die Geschichte von Lena, ihrer Familie und Freunden getragen. Lena erzählt die Geschichte selbst, in der Ich-Perspektive, Präsens. Dadurch kann man Lenas Entwicklung und Wandlung genau und vor allem gut nachvollziehen. Was sie denkt, wovor sie Angst hat, warum sie so handelt, wie sie handelt, warum sie so ist, wie sie ist.
Ich mag Lena sehr gerne, doch trotz der einnehmenden Perpektive habe ich sie eher distanziert betrachtet. Genauso wie Alex. Das wurde erst zum Schluss hin ein bisschen besser. Woran das genau lag, kann ich nicht sagen. Ich hatte zu den beiden einfach keinen rechten Draht. Ich kann ihre Beweggründe zwar durchaus nachvollziehen, aber eben nicht mitfühlen, was ich ein bisschen schade fand.
Auch so muss man eines wissen: Die Geschichte wird sehr langsam erzählt. Es geht viel um die Welt, in der Lena lebt, um Lenas Gedankenwelt. Action und auch (leider) Spannung kommen kaum auf! Erst gegen Ende wird das besser. Dadurch, dass in weiten Teilen die Spannung fehlt, hat es sich für mich auch eher schwer lesen lassen. Es war nicht zäh oder langwierig, aber das Bedürfnis schnell herauszufinden wie es denn weitergeht, war einfach nicht da. Das stellte sich dann erst im letzten Drittel, circa, ein.
Wer mehr aus dem Genre liest, dem fallen sicherlich viele Ähnlichkeiten auf. Als hätte man von diesem und jenem ein Stück genommen, eine Prise selbst dazu gegeben und so das Buch entstehen lassen. Ich empfinde das keineswegs als negativ, da die Geschichte im Detail eine andere ist und ich Olivers Schreibstil einfach sehr, sehr gerne mag. Aber unerwähnt möchte ich es nicht lassen - andererseits ähneln sich viele Liebes- und Fantasyromane.
Wie bei ähnlichen Büchern aus diesem Genre auch (und das finde ich immer wieder faszinierend), sind die Regeln der Welt einfach... starr, unverständlich, erschütternd. Ich kann jedes Mal mitfiebern und mich mit den Charakteren über diese Enge der Denkweise, der Welt, des Lebens ereifern. Auch wenn Lena hier erst später ihr 'rebellisches Korn' entdeckt. Die Regeln hier sind durchaus auch nachvollziehbar. Die Menschen haben Angst und wollen sich selbst schützen. Aber durch ihre Engstirnigkeit sehen sie nicht, was ihnen abhanden kommt und welche Folgen diese Gesetze und Bestimmungen haben.
Es ist daher umso interessanter einen Charakter zu verfolgen, der eigentlich voll und ganz auf der Seite der Gesetze steht, sich kaum in Versuchung bringen lässt bis die Puzzlestücke sich neu ordnen und das Fundament zerbröselt.
So distanziert ich die Charaktere verfolgt habe, so emotionaler ist das Ende des ersten Bandes. Es schreit einfach nach einer Fortsetzung und am liebsten würde ich sofort weiter lesen.
Die Gestaltung möchte ich auch noch erwähnen. Denn an jedem Kapitelanfang stehen Auszüge aus der Literatur nach der Heilung der Deliria oder auch von Kinderliedern. Das macht die ganze Geschichte in meinen Augen "authentischer". Es ist interessant, was in den 'offiziellen' Büchern steht. Wie tief die Autorin in ihre Welt vorgedrungen ist und so nicht nur einen Einblick in Lenas Welt gewährt, sondern in alle Mini-Universen der Menschen zu dieser Zeit.
Der Schutzumschlag ist glatt, aber doch leicht rau - sehr schön! Der Einband des Buchs an sich ist in einem ähnlichem (demselben?) Rotton gehalten, glänzt aber leicht metallicfarben. Der Titel ist am Buchrücken geprägt oder eingestanzt. Alles in allem sehr edel und auch mal was anderes.

Kurz: Eine langsam erzählte Geschichte von einer möglichen, zukünftigen Welt, die von der 'Liebe' infiziert wurde. Auch wenn die Charaktere zwar sympathisch, aber leicht distanziert werden, kann man sich dem Charme der Geschichte - und des Schreibstils - kaum erwehren. Ich warte gespannt auf die Fortsetzung!




Weitere Informationen:
Hörprobe
Zu Delirium gibt es noch ein paar Infos auf bittersweet.
Verlag: Carlsen
gebunden, mit Schutzumschlag
Seiten: 416
Originaltitel: Delirium
Reihe: Amor / Delirum
ISBN: 978-3-551-58232-4
Preis: [D] 18,90 €

8 Kommentare:

  1. Mal wieder eine schöne Rezi! Mir hat "Delirium" ja auch sehr gut gefallen, obwohl ich es eigentlich gerne spannend mag. Habe ich die fehlende Spannung z. B. bei "Nach dem Sommer", trotz der tollen und lyrischen Sprache kritisiert ... so hat es mich hier kaum gestört. Das liegt tatsächlich an dem Schreibstil bzw. der Übersetzung. Das mit Lena und Alex kann ich ein wenig nachvollziehen. Für einen kurzen Moment ging es mir ähnlich, aber plötzlich hatten sich beide in mein Herz geschlichen und es passte einfach.

    LG Reni

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  2. Danke. ;-)
    Der Schreibstil hat bei mir einiges gerettet, muss ich zugeben. Der Anfang war ja gut, aber ich hätte mir ein bisschen mehr Spannung gewünscht. Andererseits mag ich auch mal etwas 'ruhigere' Romane. Aber vielleicht hat sich das auch nur jetzt so herauskristallisiert, weil ich zu der Zeit eben eher ruhigere Bücher gelesen hab. Da fällt das dann vielleicht eher ins Gewicht.

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  3. Ich weiß nach wie vor nicht, ob das Buch was für mich sein könnte – ich hoffe, ich kanns irgendwann mal ertauschen oder günstig gebraucht kaufen, um es auszuprobieren. "Wenn du stirbst …" hat mir ja gut gefallen!

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  4. Es ist schon anders als ihr Debütroman... Mir hat auch "Wenn du stirbst..." besser gefallen.
    In diesem Fall finde ich auch, dass die Leseprobe nicht sooo viel bringt. Es ist halt sehr ruhig und wird erst später interessanter. Ich denke immer, dass es vielleicht daran liegt, weil es ja eine Serie ist. Dass sich die Autoren da gern Zeit lassen, damit der Leser die Charaktere gut kennen lernen kann und sich somit evtl. damit identifizieren oder eine Beziehung aufbauen können.

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  5. Ui, das klingt ja diesmal gar nicht mal so gut. Ich werde das Buch allerdings wahrscheinlich trotzdem ausprobieren, da ich ja neuerdings auch Bücher genießen kann, die nicht ganz so temporeich sind.
    Und da ein angenehmer Schreibstil bei mir auch schon einiges rausreißen kann, bin ich trotzdem recht positiv :).
    Schöne Rezi!

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  6. Danke. ;-)
    Es ist ja nicht so, dass ich's gar nicht mag oder gar darüber nachgedacht hätte es abzubrechen. Aber es ist halt ruhiger. Ich glaube Lucina hat das neulich mal treffend formuliert (mit Shiver): "Wenn man drin ist, will man lesen, aber wenn man gerade nicht dran liest, hat man auch nicht den Drang weiter zulesen". So oder ähnlich.
    Ja, Olivers Schreibstil ist echt toll. Insgesamt hat mir ihr Debüt zwar besser gefallen, aber wem die leicht fehlende Spannung nicht ganz so viel ausmacht, der sollte es auf jeden Fall probieren! ;-)

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  7. Hey :D
    schöne Rezi... ich hatte es heute schon in der hand, hab mich aber dann doch umentschieden...
    ich weiß nicht, ob ich es mir kaufen soll... mir hat Panem ja auch nicht soo gefallen...

    Würde mich über einen Gegenbesuch freuen.

    LG
    Weisselilie

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  8. Dankeschön. ;-)
    Also, ich finde nicht, dass "Delirium" so viel mit Panem zu tun hat. Klar, es ist auch eine "Dystopie", aber schon anders. Ich würd's auch nicht zwingend mit "Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie" vergleichen... Vielleicht liest du einfach mal die Leseprobe und wenn dir die gefällt, dann gefällt dir das Buch bestimmt auch. ;-)

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