Montag, 28. Februar 2011

[Rezension] Der Vorleser von Bernhard Schlink



Inhalt:
Sie ist reizbar, rätselhaft und viel älter als er ... und sie wird seine erste Leidenschaft. Sie hütet verzweifelt ein Geheimnis. Eines Tages ist sie spurlos verschwunden. Erst Jahre später sieht er sie wieder. Die fast kriminalistische Erforschung einer sonderbaren Liebe und bedrängenden Vergangenheit.

[Quelle: diogenes.ch]



Michael trifft zufällig auf die wesentlich ältere Hanna. Sie hilft ihm als er krank vor ihrem Haus steht. Er will sich für ihre Hilfe bedanken und rutscht so in eine Beziehung mit der 36-jährigen. Er ist fasziniert von ihr, denn Hanna zieht ihn an.
Doch eines Tages ist sie einfach verschwunden und Michael weiß nicht warum.
Erst Jahre später trifft er sie wieder - bei Gericht. Er ist Jura-Student, sie eine Angeklagte im Prozess der Nachkriegszeit. Sie soll, mit anderen Aufseherinnen, den Tod von vielen Menschen auf dem Gewissen haben, in dem sie die Juden in einer Kirche verbrennen lassen hat.
Hin und her gerissen versucht Michael hinter die Geheimnisse von Hanna zu kommen.

Bevor ich zu lesen begonnen habe, habe ich mich auf einen schwierigen, hochtrabenden, komplizierten Schreibstil eingestellt - und war überrascht. Schlinks Stil ist kurz und bündig, flüssig und lässt sich leicht lesen. Es gab sicher ein paar Szenen, die etwas komplexer geschildert wurden, bzw. einfach auch komplexe Fragen aufwarfen. Doch alles in allem ließ sich der Roman gut lesen.
Erzählt wird aus Michaels Sicht. Zwischendurch erklärt er, wie er die Dinge jetzt, also als er bereits älter ist und die Geschichte erzählt, sieht oder warum er diese oder jene Entscheidung getroffen hat. Er lässt die Handlungen revue passieren und analysiert seine Handlungen teilweise, erklärt warum etwas dann doch so gelaufen sein könnte.
Mit ihm spürt man auch die Faszination für die wesentlich ältere Frau und ist, größtenteils, auch in seiner Geschichte gefangen.
Ausführlich wird nicht erzählt, was ich aber sehr gut finde. Wäre es anders, würde es dem Buch, denke ich, einen Abbruch tun. So werden eben die Passagen aus Michaels Leben erzählt. An alles kann man sich ja immerhin auch selbst nicht erinnern. Die Kürze macht es also authentischer und trotzdem findet man sich gut in Michaels (und Hannas) Lebensgeschichte ein.

Kurz: Eine interessante Geschichte um eine schwierige Beziehung, Analphabetismus und der Nachkriegszeit!


Weitere Informationen:
Verlag: Diogenes
gebunden, mit Schutzumschlag
Seiten: 208
ISBN: 978-3-257-22953-0
Preis: [D] 9,90 €

2 Kommentare:

  1. Ich hatte großes erwartet und war schwer enttäuscht davon... irgendwie kam mir die Epoche in der die beiden ihre Beziehung hatten etwas zu kurz. Da hätte man mehr draus machen können... oder ich hätte weniger erwarten müssen ;)

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  2. Ich glaube, ob ein Buch - für einen selbst - ein totaler Erfolg oder Flop wird, hat auch sehr viel mit Erwartungen zu tun. Oft jedenfalls.
    Wenn ich da an manche Bücher denke, die mir heiß empfohlen wurden und die ich letztendlich schrecklich fand oder an die ich einfach große Erwartungen hatte... Aber auch umgedreht hab ich's schon erlebt, dass ich super skeptisch war und mich ein Buch dann total umgehauen hat.
    Bei "Der Vorleser" war's eben so, dass ich mich auf "schreckliche Schullektüre" eingestellt hatte. :D Und das war's eben nicht.

    Aber zur Beziehung: Ja, die war recht kurz. Kam mir aber auch im Film nicht wirklich lang vor. Nachvollziehen kann ich's trotzdem irgendwie, denn es war ja Michaels erste "Liebe"/Beziehung und das bleibt im Gedächtnis und verändert einen einfach (imo).

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