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Mittwoch, 25. April 2012

[Filmrezension] Wenn der Wind weht

Inhalt:
Hilda und Jim sind ein drolliges, altes Ehepaar. Sie leben friedlich auf dem englischen Land ohne direkte Nachbarn. Als Jim eines Tages im Radio eine Meldung hört, dass sich bald ein Krieg anbahnen soll, ergreift er Präventivmaßnahmen. Streng nach einem kleinen Handbüchlein der Regierung, bzw. des Landratsamtes. Seine Ehefrau Hilda hingegen lässt ihren Mann werkeln, passt auf, dass er nichts kaputt macht und geht ihrem gewohnten Tagesablauf nach.
Doch, was dann passiert, hätte sich das Ehepaar wohl nie träumen lassen...

Der Film basiert auf einem Buch (Comic?) von Raymond Briggs.
Der Anfang ist - für einen eigentlich animierten Film - etwas seltsam... Es werden reale Szenen einer Demonstaration oder eines Atommülltransports gezeigt. Auch andere Szenen sind nicht gezeichnet oder animiert, sondern 'real aufgenommen'. Ich vermute auch, dass entweder ein bisschen mit Computern animiert wurde, bzw. vielleicht auch in der Art von Wallace & Gromit. Zumindest sahen manche Sequenzen so aus. Was ich persönlich aber nicht negativ finde, denn die Bilder reihen sich wirklich gut in die Szenerie und Atmosphäre ein. Es ist ein besonderes Bonbon, das dem Zuschauer geboten wird.
Die Musik... ja, die hätte mich beinahe verschreckt, denn das Titellied (von David Bowie) fand ich nicht besonders passend. Später aber wird es besser. Wobei man dazu sagen muss, dass die musikalische Untermalung eher zweitrangig ist und der Film wirklich von den Protagonisten Jim und Hilda lebt.
Genau diese beiden besitzen einen untrüglichen, drolligen Charme. Sie sind das typische Ehepaar, das den zweiten Weltkrieg mitbekommen hat und noch in 'ihrer' Zeit leben. Hilda - die Mutter, die Hausfrau, die Saubermacherin. Jim, der seinen bubischen Schalk behalten hat, der Mann im Haus ist und doch gern mal in die Vergangenheit zurück schaut. Die beiden mosern, nörgeln, haben Witz, sind einfach furchtbar sympathisch und stellen nichts in Frage - nichts! So kommt es beispielsweise zu den absurden Sicherheitsmaßnahmen.
Der Film belehrt in gewisser Weise auch. Nicht mit oberlehrerhaftem Zeigefinger. Eher passend zur Geschichte erfährt man, wie es zu Zeiten des zweiten Weltkriegs zugegangen ist - von britischer Seite. Wer war da noch mal gegen wen? Jim klärt auf.
Man verfolgt das beschauliche Leben der beiden bis eine ungeahnte Wendung eintritt. Tatsächlich habe ich bis zum Schluss angenommen, dass es irgendwie erklärt wird - aber nein. Das Ende ist... traurig. Für mich auch ein bisschen verwirrend, weil ich einfach so auf ein anderes Ende gehofft habe, das aufklärt, denn die Wendung hielt ich für ein bisschen unrealistisch - im Zusammenhang gesehen.
Der Film ist ja auch schon etwas älter und meine Version wurde remastert. Dabei hat man wohl bei der Synchro vergessen den Ton einzupegeln. Jedenfalls musste ich DVD-Player und Fernseher etwas mehr aufdrehen als sonst, um alles zu verstehen.
Insgesamt bin ich von dem Film aber sehr angetan. Wem Die letzten Glühwürmchen gefallen hat, dem wird Wenn der Wind weht bestimmt auch gefallen - und umgekehrt.

Kurz: Ein herzlicher Film, der witzig und charmant ist, aber auch traurig stimmt und zum Nachdenken anregt.



Weitere Informationen:
Basiert auf einem Buch / Comic (deutsch, englisch) von Raymond Briggs
Mehr Infos zur Ausstattung der DVD
Originaltitel: When the wind blows
Regie: Jimmy T. Murakami
Länge: 80 Minuten
FSK: 6
Auf DVD erhältlich.

2 Kommentare:

  1. Ui, dir hat der Film gefallen? na ja...vielleicht weil du ihn ohne Vorwissen gesehen hast...es ist ein Schul- bzw. Lehrfilm der Briten weil sie fest davon überzeugt waren, dass es zu einem Atomkrieg kommen wird und zwar irgendwann in den 60ern glaube ich...
    Es handelt sich also ganz und gar nicht um den Zweiten Weltkrieg sondern um den Dritten! Und dieser beginnt mit einer Atombombe!
    Und leider macht das Paar in dem Film alles falsch was man dabei nur falsch machen kann...(z.B. trinken Regenwasser, essen das Zeug aus dem Garten)
    Schüler müssen anhand von diesem Film alle Fehler ausfindig machen und am Ende wissen sie warum das alte Paar so traurig endet...

    Eben weil ich den Film so was von typisch "belehrend" empfand, konnte ich ihn nicht genießen...vielleicht wird er aber noch aktuell wenn Nordkorea es schafft ihre Rakete mal weiter als 2 Meter in die Höhe zu feuern ;)

    also im Grunde etwas völlig anderes als die letzten Glühwürmchen! Auch von der Machart...

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  2. Jap, ohne Vorwissen. ;-)
    Ich meinte mit "Zweiter Weltkrieg", dass sich Jim & Hilda eben an diesen ERINNERN und da dann auch das ein oder andere auftaucht. Man kann ja auch aus Fehlern anderer lernen.
    Ich glaub, wenn ich ihn in der Schule gesehen hätte und ihn hätte analysieren müssen, dann hätte er mir auch nicht so gefallen. Ich hab ihn auch nicht ganz so ernst genommen, eben weil die beiden wirklich alles falsch machen und ich kaum glaube, dass der selbstgebaute Schutzbunker TATSÄCHLICH einer Atombombe stand halten würde - geschweige denn einem Tornado.
    Ich hab auch bis zum Schluss gedacht, dass sie vielleicht träumen, deswegen fand ich das Ende etwas... fragwürdig.

    Ich fand ihn, wie gesagt, gar nicht belehrend. Ich musste immer nur an so einen typischen Opi denken, der wirklich annimmt, dass alles, was da in diesen Pamphleten kursiert für bare Münze nimmt - und die Omi, die das ganze ansatzweise kritisch hinterfragt, wird dann erst mal abgewunken. Was kann ne Frau schon wissen?
    Wie gesagt, ich hab's einfach nicht so ernst genommen, fand die beiden sympathisch und hab mich eher amüsiert, wie sie ihren Schutzbunker aufbauen etc.

    Deswegen hab ich auch "Die letzten Glühwürmchen" erwähnt. Keine Frage, der Film ist einfach super emotional und wenn ich wählen müsste, würde ich immer den Ghibli-Film nehmen. Aber wer "Wenn der Wind weht" wirklich ohne Vorkenntnis anschaut und das halt mit "Humor" (ja, ein bisschen makaber) nimmt, der wird da sicher auch ein bisschen Schmunzeln müssen.

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