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Dienstag, 18. Oktober 2011

[Rezension] NightShade: Die Wächter von Andrea Cremer

1. Band
Inhalt:
Eine verbotene Liebe, eine Wahrheit, die ihre Welt aus dem Gleichgewicht bringt Calla Tors Lebensweg scheint schon von Geburt an festzustehen: Sie wurde als Kriegerin geboren, und in ihrem achtzehnten Lebensjahr soll sie den verführerischen Werwolf Ren Laroche heiraten, um mit ihm gemeinsam ein neues Rudel anzuführen. Doch Callas Leben wird völlig auf den Kopf gestellt, als sie einen gut aussehenden Menschenjungen rettet und sich in ihn verliebt. Mehr und mehr beginnt Calla ihre Bestimmung in Frage zu stellen. Doch ist ihre Liebe stark genug, um dafür alles aufs Spiel zu setzen, was sie bisher kannte?

[Quelle: egmont-lyx.de]



Calla ist die Alpha-Wölfin in ihrem Rudel - den Nightshades. Auf einem Patrouillengang kommt sie gerade zur rechten Zeit: Ein Bär hat einen jungen Wanderer angegriffen und entgegen aller Vernunft hilft Calla ihm. Mehr als nötig. Da der Junge schwer verletzt ist, heilt sie ihn sogar mit dem Rudelblut und bringt ihn zu seinem Auto zurück.
Doch Calla geht der Junge nicht aus dem Kopf. Und dann steht er auch noch am nächsten Tag in ihrer Klasse... Aber Calla darf ihren Gefühlen nicht nachgeben. Die Regeln der Rudel und der Wächter sind streng und sie weiß schon ihr ganzes Leben lang mit wem sie eben jenes verbringen wird: Ren, dem Alpha des (konkurrierenden Rudels) - den Banes.
Shay, so heißt der Junge, den Calla gerettet hat, bringt alles durcheinander. Und hinter ihm scheint noch viel mehr zu stecken als seine bloße Anziehungskraft...

Der erste Band der Night Shade Reihe.
Erzählt wird die Geschichte von Calla selbst, also in der Ich-Perspektive, Vergangenheit. Calla ist ein sehr starker, recht kopforientierter Charakter. So hat sie es mir anfangs ein bisschen schwer gemacht in die Geschichte ganz einzusteigen. Der Schreibstil ist hingegen durchaus flüssig und meiner Meinung nach gut auf Calla abgestimmt.
Aber nicht nur Calla selbst hat den Einstieg in meinen Augen etwas kompliziert gemacht. Auch das System der "Hüter" und "Wächter" fand ich ziemlich verwirrend. Das klärt sich zwar nach und nach auf, aber erschwert das ganze ein bisschen (obwohl es im Nachhinein betrachtet eigentlich simpel ist). Insgesamt habe ich etwas mehr erwartet, aber enttäuscht wurde ich trotzdem nicht. Klar, die Geschichte läuft ein bisschen klischeehaft ab. Aber Calla (die ich mit jeder Seite mehr mochte, auch wenn ich manche Gedankenzüge nicht so ganz nachvollziehen konnte oder wollte) und ihre Welt haben das wieder wett gemacht. Bis man die Hierarchien und Muster der Welt durchschaut, dauert es, wie gesagt, etwas. Das liegt natürlich auch daran, dass Calla anfangs eher eine Art Marionette des Rudels und der Hüter ist. Sie nimmt alles an ohne es tatsächlich zu hinterfragen. So muss sie sich selbst immer mehr und mehr Puzzlestücke erarbeiten und zusammensetzen.
Calla ist, wie oben erwähnt, ein starker Charakter, eine starke Persönlichkeit. Sie hat ausgeprägte Beschützerinstinkte und ein - beinahe unglaubliches - Pflichtgefühl (kommt da die Alpha-Wölfin raus?), was ihr durchaus zum Verhängnis wird. Doch je weiter die Geschichte voranschreitet, desto mehr schwächelt sie in meinen Augen, was ich schon etwas schade fand. Es hat sicherlich auch mit den Wendungen zu tun, aber in manchen Situationen eben auch nicht. So benimmt sie sich später teilweise wie ein typischer Teenager, obwohl sie das eingangs in keinster Weise tat. Andererseits wird ihre Welt nicht nur ein bisschen zum Wanken, sondern eben auch zum Einsturz gebracht. So kann ich ihr gewisse "Kleinigkeiten" verzeihen.
Störend oder fast schon geärgert hat mich aber Callas Reaktion, bzw. Verhalten, gegenüber den Jungs (Shay und Ren). Als Leser hat man das Gefühl, dass sie selbst nicht weiß, was sie will. Bis zu einem gewissen Grad ist das auch vollkommen in Ordnung. Aber irgendwann hat es mich nur noch genervt und ich hab es einfach nicht mehr verstanden, oder besser gesagt: nachvollziehen können. Ich mochte Calla aber wirklich trotzdem gern, denn insgesamt ist sie eine etwas andere, ja fast frischere Heldin.
Ren, obwohl ich ihn anfangs so gar nicht mochte, war auch okay. Hinter ihm steckt mehr als man denkt. Nur schade, dass er diese Seiten kaum zeigen konnte und insgesamt auch fast ein bisschen kurz kam. Er bleibt fast bis zum Schluss ein bisschen oberflächlich, wobei einige "Glanzseiten" durchaus aufblitzen. Shay... ja, Shay mochte ich von Beginn an. Es war, sozusagen, Liebe auf den ersten Blick. Er ist einfach total sympathisch, kämpferisch, lieb, klug und bringt einen mindestens zum Schmunzeln. Zu den anderen Charakteren: Auch wenn wohl Sabine (aus Rens Rudel) der Störfaktor oder die Rivalin sein sollte, so habe ich mich viel mehr über Fey (aus Callas Rudel) brüskiert - sogar bis hin, dass ich sie weitgehend verabscheut habe. Wenn ich mal von den "Bösen" absehe, war sie der einzige Charakter, der mich mit wenigen Auftritten und Sätzen beinahe zur Weißglut bringen konnte. Nein, nicht mal die Widersacher haben das geschafft. Ich weiß nicht genau, wo diese beinahe übertriebene Abneigung herkam (denn anfangs war sie eben einfach nur ein Nebencharakter), aber Fey hat da wirklich ganze Arbeit geleistet. Deswegen konnte ich auch Callas Verhalten ihr gegenüber in keinster Weise nachvollziehen. Zum Glück gab es da Ansel, Callas Bruder. Er war/ist der ruhige und trotzdem hibbelige Ausgleich in der bunt zusammen gewürfelten Truppe. Vielleicht ist er auch ein bisschen naiv, ein bisschen gutgläubig und träumerisch, aber sehr loyal! So ein Bruder ist wahrlich ein Traumbruder.
Die Geschichte wird zunehmend spannend. Denn es werden immer mehr (verworrene) Geheimnisse aufgedeckt. Die Struktur der Hierarchie wird plastischer, geht tiefer als es den Anschein hatte. Auch wenn (natürlich) nicht alles aufgedeckt wird, denn immerhin ist es ja der erste Teil. Das Ende kann man schon als Cliffhanger bezeichnen. Sehr gemein. Denn so schreit es geradezu nach einer Fortsetzung. Man will gleich weiterlesen und wissen, was geschieht, denn - im Prinzip - wird 'mittendrin' abgebrochen. So steht man mit einigen Fragezeichen am Ende. Auch wenn, abschließend betrachtet, gewisse Wendungen und Ereignisse etwas vorhersehbar sind (vor allem eben, wenn man viel aus dem Genre liest), so wartet Callas Geschichte doch mit einigen Überraschungen auf. So ist auch ihre Welt in großen Teilen anders als man sie aus anderen (vergleichbaren) Jugendromanen kennt.

Kurz: Auch wenn der Einstieg etwas verwirrend oder gar schwer fällt: Es zahlt sich aus dran zu bleiben! Es gibt spannende Geheimnisse zu lüften und man wohnt einer sehr zarten Liebe bei. Die Welt läd in etwas unbekanntere Gefilde ein. Wer sich nicht zu viel erwartet, der wird auf jeden Fall begeistert sein. Dafür sorgen Calla, Shay und Ren dann schon.




Weitere Informationen:
Verlag: EgmontLYX
Taschenbuch, broschiert mit Klappe
Seiten: 384
Originaltitel: Nightshade
Reihe: Nightshade
ISBN: 978-3-8025-8381-0
Preis: [D] 12,99 €

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