Paris, 1938: Auf einem Fischmarkt bekommt eine Frau ein Baby, einen Jungen. Sie lässt ihn zum Sterben unter einem Tisch in ausgeweideten Fischen liegen. Doch das Kind lebt und bahnt sich mit einem Schrei das Weg in ein Leben. In das Leben eines olfaktorischen Genies, resistent wie ein Bakterium und dem größten Parfumeur aller Zeiten. Und Mörder.
Es geht um keinen geringeren als Jean-Baptiste Grenouille und sein Leben.
Der Film beginnt im Prinzip mit dem Ende. Oder relativ nah am Ende. Das gibt dem Zuschauer die Möglichkeit sich grob zu orientieren, sofern er das Buch noch nicht kennt.
Ich habe den Film damals im Kino gesehen. Etwa vier Jahre nachdem wir in der Schule das Buch gelesen habe. Ich konnte mich an Eckpunkte erinnern, aber vielmehr nicht. Deswegen erschien mir der Ablauf des Films auch sehr gut umgesetzt, mir war als würde das Buch sehr gut übernommen. Kurz: Ich war absolut hin und weg und begeistert.
Das bin ich jetzt, nachdem ich erst das Buch gelesen und gleich danach den Film gesehen habe, immer noch. Nur dass ich diesmal den Film eher als eine Art Interpretation des Romans ansehe. Natürlich stimmen der grobe Ablauf, die wichtigsten Daten etc. mit dem Roman überein. Aber die Darstellung ist nicht wie im Buch.
Trotzdem bin ich immer wieder von den Schauspielern, dem Schnitt, der Atmosphäre begeistert. Den Geruch so als Bild zu komponieren - Wahnsinn. Es gibt schnelle Schnitte, was Grenouille riecht. Da bekommt man schon beim Zusehen bei den ekligen Szenen eine leichte Gänsehaut oder einen wohligen Schauer bei den wohlriechenden Momenten.
Der Erzähler übernimmt hier teilweise Passagen aus dem Buch. Er taucht nicht die ganze Zeit auf, aber bei wichtigen Wendepunkten, damit der Zuschauer leicht folgen kann und auch merkt, was mit Grenouille passiert und in ihm vorgeht, obwohl Ben Whishaw als Grenouille wirklich fast perfekt ist. Fast, weil Ben Whishaw einfach zu hübsch ist. Trotzdem interpretiert er den Geruchsmörder auf seine ganz eigene Weise und haucht der Figur so dieses seltsame Wesen ein, das Jean-Baptiste innewohnt. Auch Dustin Hoffman als Baldini und Alan Rickman als Richis - Grandios! Mehr kann ich dazu einfach nicht sagen.
Die Musik wurde auch passend zur Atmosphäre gewählt und schmiegt sich wie ein Geruch an die Bilder und Szenen an.
Das einzige Manko, wofür der Film an sich nichts kann, ist die DVD. Denn die hatte bei mir (auf Xbox, sowie 'altem' DVD-Player) Abspielprobleme. Scheinbar durch einen neuartigen Kopierschutz (auf auf der OFDb nachzulesen, s. Link unten). Schade! So hab ich ein paar Minütchen des Films verpasst, aber ich kannte ihn ja bereits. Trotzdem wollte ich das noch mal explizit für alle erwähnen!
Kurz: Ein sensationeller Film. Wunderbares Beiwerk zum Buch, aber auch ohne das Lesen der Lektüre einfach toll! Ein paar Abstriche durch Grenouilles Wesen (s. Erläuterung weiter unten), aber insgesamt ein besonderer Film.
Weitere Informationen:
Offizielle Seite
Mehr Infos zur Ausstattung der DVD
Darsteller: Ben Whishaw, Dustin Hoffman, Alan Rickman, Karoline Herfurth, Rachel Hurd-Wood
Regie: Tom Tykwer
Länge: 142 Minuten
FSK: 12
Auf DVD und Blu-Ray erhältlich.
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Buch VS Film
Ja, was lässt sich sagen? Ich finde die Umsetzung sehr gelungen, auch wenn sich nicht exakt oder gar 1:1 an den Roman gehalten wurde. Es wurde viel weggelassen. Der Film wirkt gröber und doch auch sehr fein.
Zum Besipiel wurden Pater Terrier und der Marquis de la Taillade-Espinasse (beide Romanfiguren) komplett gestrichen. Bei ersterem nicht so schlimm vielleicht, aber letzterer spielt doch eine große Rolle. Auch wenn die Zeit Grenouilles beim Marquis nicht sonderlich interessant war, so doch für die Figur Grenouille an sich aufschlussreich. Ich stelle es mir aber sehr schwierig vor das zu Verfilmen, bzw. in Bilder zu packen und kann daher die Entscheidung nachvollziehen diese Passage gestrichen zu haben.
Laure (im Film Laura) taucht im Buch kaum auf. Sie ist das schmückende Beiwerk, der Schatz, ja beinahe ein Gegenstand. Im Film wird sie doch mehr personalisiert, was vielleicht dazu beiträgt Grenouilles Faszination nachzuvollziehen. Auch wird im Buch nichts von den Akkorden eines Parfums erzählt - jedenfalls nicht direkt. Demnach begeht Grenouille nicht 12/13 Morde (Film), sondern tatsächlich ein Dutzend mehr (Roman)! So nimmt Richis im Buch auch beispielsweise nicht an der Folter Grenouilles teil. Im Buch ist er paralysierter, schockierter.
Im Film läuft die Zeit scheinbar recht schnell. Wie lange begleitet der Zuschauer wohl den Erwachsenen Grenouille? Zwei Jahre? Vielleicht drei? Tatsächlich verstreicht im Buch vieeel mehr Zeit. Grenouille entwickelt sich eher, lernt mehr. Man hat im Film, finde ich, nur diesen Hauch der Entwicklung.
Was mich zur Hauptfigur an sich bringt: Grenouille. Mal abgesehen davon, dass er viel zu hübsch dargestellt wird, wird im Film angedeutet, dass er zu Gefühlen (positiven, liebevollen) fähig sei. Was absoluter Käse ist. Die Darstellung von Grenouille im Film ist ansonsten wirklich gelungen. Im Buch geht es eben etwas tiefer, es ist etwas verworrener - besonders der liebe Jean-Baptiste.
Kurz: Das Buch ist intensiver, geht tiefer, deckt Seiten an Grenouille auf, die man im Film so nicht zu sehen bekommt. Nichtsdestotrotz ist die Verfilmung wirklich gelungen und sollte doch zumindest auf das Buch neugierig machen.
Das hast du schön ausgedrückt mit den Gerüchen die in Bilder umgewandelt sind. Fand den Film auch beeindruckend umgesetzt aber trotzdem lange nicht so gut wie das Buch.
AntwortenLöschenUnd du hast recht: Grenouille ist VIEL zu hübsch im Film, das hat mich verwirrt :p
Danke. ;-)
AntwortenLöschenIch denke, wenn man das Bild vom Buch nicht mehr so präsent im Kopf hat, dann ist der Film wirklich überragend. Wenn man das Buch halt kurz vorher gelesen hat (oder es nahezu auswendig kennt), schmälert das den Film etwas. Aber ich habe schon wesentlich (!) schlechtere Filmumsetzungen gesehen und ich finde, "Das Parfum" ist eine der besten.
Ja, gell? Da war ich echt verwundert. Ich mein, Ben Whishaw macht das ja echt nicht schlecht, aber Grenouille war für mich immer diese Kröte, der Frosch, das Hinkebein, der Teufel. :O Ein paar Narben im Gesicht oder so hätten sicher nicht geschadet.