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Dienstag, 3. Mai 2011

[Rezension] Totenmädchen von Mary Hooper


Inhalt:
Oxford, im Jahre 1650: Namhafte Mediziner und junge Studenten versammeln sich im Haus des Apothekers Clarke, um der Sezierung einer Leiche beizuwohnen. Die Tote ist die sechzehnjährige Anne Green, die wegen Kindstötung zum Tod am Strang verurteilt und gehängt worden ist. In Wahrheit wurde Anne Green vom Neffen ihres Dienstherren verführt und dann sitzengelassen – doch die Wahrheit hatte vor Gericht niemand hören wollen. Stunden nach Annes Tod ist der junge Student Robert der erste, der es wahrnimmt: Anne Greens Augenlider flattern. Sollte das Mädchen, das noch auf dem Schafott seine Unschuld beteuert hatte, den Strang überlebt haben?

[Quelle: randomhouse.de]



Die junge Anne Green kommt aus ärmlichen Verhältnissen. Seit frühester Kindheit arbeitet sie für die sehr wohlhabende Familie Reade als Dienstmädchen. Anne ist hübsch, etwas naiv und sittsam. Durch ihre Träume und Naivität manövriert sie sich allerdings in ein schreckliches Schicksal: Anne wird zum Tode verurteilt - wegen Kindstötung.
Der junge Student Robert Matthews ist bei einer Sezierung anwesend. Eben jener Anne Green, doch dann bemerkt der stotternde Medizin-Student ein Flattern ihrer Augen. Kann es sein, dass die junge Anne doch noch lebt?

Mary Hooper erzählt die Geschichte um Anne und ihre "mysteriöse" Auferstehung aus zwei Sichten. Einmal erzählt die Protagonistin Anne selbst wie sie in ihre missliche Lage kam. Zum anderen verfolgt der Leser den Medizin-Student Robert Matthews.
Der Stil lässt sich leicht und flüssig lesen. Er ist etwas altertümlich angehaucht, was der ganzen Geschichte aber einen historischen Hauch ist. Denn das ist die Geschichte ja: Historisch. Deswegen befindet sich hinten auch ein Glossar, bzw. eine Worterklärung, die ein paar alte Worte erklärt, sodass man dem Textfluss besser folgen kann. Auch die Autorin meldet sich zur Geschichte noch einmal zu Wort, denn Totenmädchen basiert auf historisch belegten Fakten. Die Geschichte an sich hat sich Hooper natürlich ausgedacht, aber hangelt sich eben an Fakten entlang.
Anne Green ist eigentlich ein ganz sympathisches Mädchen aus der Unterschicht. Sie lebt nach den damaligen Regeln, lässt sich im Großen und Ganzen nicht von ihren Trieben leiten, trotzdem ist sie sehr naiv, fast schon ein bisschen dumm, was sie sich aber auch selbst - im Laufe der Geschichte - eingesteht. Ich habe mit ihr wirklich mitgelitten und einige ihrer Entscheidungen konnte ich auch durchaus nachvollziehen.
Für einen modernen Menschen ist es einerseits auch gar nicht so einfach die ganzen Methoden von damals nachzuvollziehen. Denn sie wirken oft kurios lächerlich und auch oft nur erschreckend. Ich habe immer wieder den Kopf über die damaligen "medizinischen" Kenntnisse den Kopf geschüttelt, manchmal auch geschmunzelt. Heute sind solche Behandlungsmethoden beinahe unvorstellbar.
Was mich zum zweiten Hauptcharakter bringt: Robert Matthews. Der ist nämlich Medizin-Student und an der Sezierung beteiligt. Aber er ist es auch, der entdeckt, dass Anne eben nicht tot ist. Ich habe mich mehrmals gefragt, ob die beschriebene Auferstehung erstens wirklich so gewesen ist, bzw. gewesen sein könnte, und zweitens wie Anne das überleben konnte. Denn das wird im Buch nicht aufgeklärt - was aber durchaus logisch ist, da die Geschichte ja im 17. Jahrhundert spielt und die Leute nur von einem Wunder redeten.
Annes Teil fand ich sehr faszinierend und schön zu lesen. Roberts Teil hat sich leider oftmals gezogen, kam nicht voran. Es war, als wäre Roberts Teil ein Lückenbüßer für mehr Seiten, für eine "Pause" zwischen Annes Teilen. Natürlich werden die damaligen Mediziner ratlos über Annes Befinden gewesen sein. Trotz allem fand ich es einfach zu lang beschrieben, zu zäh.
Manchmal hätte ich das junge Dienstmädchen auch gern schütteln mögen. So naiv wie sie etwa ab der Hälfte auftritt. Was ich aber sehr gut fand, dass sie es dann durchaus selbst einsieht und ihre Entscheidung bereut.

Kurz: Wer an Annes Green unerklärlicher Auferstehung Gefallen gefunden hat und auch mal ins England des 17. Jahrhunderts eintauchen will, der sollte hier zugreifen! Auch wenn sich einige Passagen gezogen haben, so war die Geschichte doch lebendig und interessant.




Weitere Informationen:
Verlag: cbj
Taschenbuch
Seiten: 320
Originaltitel: Newes from the Dead
ISBN: 978-3-570-40072-2
Preis: [D] 7,99 €

2 Kommentare:

  1. mir hat das Buch auch gut gefallen, den Schreibstil fand ich nur etwas monoton.

    LG Kerry

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  2. Ja, aber irgendwie fand ich ihn für die Geschichte passend. Ich weiß nicht wie das in ihren anderen Büchern ist. War aber anfangs schon ne kleine Umstellung...

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